Am Sonntag, 20. Oktober 2019 offerierte der Quartierverein zum zweiten Mal nach 2015 einen Wahlapéro; dies ist ein, ich nenne es mal «ausgedehnter», Abstimmungsapéro und solche gibt’s seit etwa neun Jahren regelmässig.

Heuer hatten wir die Bevölkerung auf verschiedenen Kanälen auf die Möglichkeit hingewiesen, nach Schliessung der Wahlurnen ein Müsterchen zu erzählen, welches einen Zusammenhang mit dem Kurzdorf hat.

Jedenfalls gab’s zu Wein, Sauser, Süssmost oder Mineralwasser Gerstensuppe mit Brot. Und das Publikum wurde immer zahlreicher. Leider blieben zu den Kurzdorfer Geschichten und Müsterchen nur etwa die Hälfte der Gäste. Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch.

Tom Zimmerli las zuerst i.V. eine Kurzgeschichte von Hanspeter Jörg vor, die ins Jahr 1959 zurückreicht. Hanspeter war damals grad 20 Jahre alt, also erstmals stimmberechtigt, und es ging auch in Pfyn um die erste (der zahlreichen) Abstimmungen übers Frauenstimmrecht. Und im Nachgang zu der Abstimmung stellte sich heraus, dass Hanspeter einer der beiden Männer war, die damals bereits für die Frauen stimmten. Hanspeter Jörg ist seit Jahrzehnten Kurzdorfer Einwohner. Anschliessend berichtete Maria Angehrn von einem Einkauf, den sie für ihre Mutter erledigen musste. Maria ist im Kurzdorf aufgewachsen und diesem treu geblieben. Sie ging zum Beck und wollte dort einen Gugelhupf kaufen ... Die Bäckersfrau stutzte aber wegen der 20er-Note, mit welcher klein Maria zahlte – und setzte sich mit deren Mutter in Verbindung, ob der Auftrag tatsächlich der Kuchenkauf sei ... Maria zottelte letztlich ohne Gugelhupf nachhause.

Zum Abschluss «plauderte» Tom i.V. Klär Egloff-Bruderer – sie hat lange im Quartier gewohnt, ist vor einiger Zeit aber nach Felben-Wellhausen umgezogen – «aus der Schule»: Die Sirenen auf dem Schulhaus gaben Fliegeralarm und die Kinder des Kurzdorfer Kindergartens sowie aller sechs Primarschuljahrgänge mussten in den in Schulhaus-Luftschutzkeller. Rührend kümmerten sich damals die 5.- und 6.-Klassmädchen um die kleineren Schülerinnen und Schüler, die sich ängstigten, weil alle merkten, wie nahe die Flugzeuge an Frauenfeld vorbei donnerten, deutlich näher als bei den Angriffen auf Stuttgart oder Friedrichshafen. Nach dem Endalarm war bald klar: Die Kinder hatten, zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern und allen anderen Frauenfelder Einwohnern, die Bombardierung von Schaffhausen mitgehört!

Danach überwog bei Besucherinnen und Besuchern des Apéros schnell das Interesse an den Resultaten, weshalb deutlich vor 13 Uhr «der Schwarm sich verlaufen hat».

Herzlichen Dank an dieser Stelle an diejenigen, die unsere erstmals bereit gestellte «Zahlurne» befüllt haben, sowie ans ganze verstärkte Team, ohne dessen Einsatz der Apéro niemals in der Form hätte stattfinden können! 

Frauenfeld, 24. Oktober 2019
Tom Zimmerli